Kloster Kommern: Baudenkmal mit langer Tradition

Bei der Einfahrt nach Kommern fällt der Gebäudekomplex aus rotem und gelbem Backstein sofort ins Auge: Direkt oberhalb des historischen Ortskerns, des größten geschlossenen Fachwerkensembles im Rheinland, befindet sich das ehemalige Kloster Kommern. Es blickt auf eine bewegte Geschichte zurück.

Mehr als 100 Jahre im Dienst der Nächstenliebe
Ende des 19. Jahrhunderts haben Anna Sibilla Abels, geborene Kreuser, und ihr Ehemann Josef Abels, ein Sohn des früheren Kommerner Bürgermeisters und Bergwerksbetreibers Johann Albert Abels, das „Anstaltsgebäude zu Commern“ gestiftet, dessen Bau 1885 in Angriff genommen wurde. Zwei Jahre später ging das Haus in den Besitz des Ordens der Vinzentinerinnen über und wurde unter ihrer Ägide als „St.-Vinzenz-Haus“ geführt. Das Kloster diente der stationären und ambulanten Kranken- und Armenpflege, als „Kinder-Bewahrschule“, Waisenhaus, Näh- und Handarbeitsschule sowie Schwesternwohnheim. Nach dessen Tod im Jahr 1908 wurde es zu Ehren des Stifters in „St.-Josefs-Haus“ umbenannt.

Bis zu 15 Ordensschwestern verrichteten im Kloster ihren Dienst. Auf der Entbindungsstation brachten Mütter aus Kommern, Eicks, Hostel und Euskirchen ihre Kinder zur Welt. Und noch bis Mitte der 1960er Jahre besuchten ungezählte Mädchen und Jungen aus Kommern den Kindergarten des Klosters. Doch im Jahr 1972 war aus Sicht der Vinzentinerinnen der Niedergang des ehrwürdigen Gemäuers besiegelt: Die erforderlichen Renovierungsarbeiten waren für die Ordensgemeinschaft nicht mehr finanzierbar. Sie veräußerte das St.-Josefs-Haus zum symbolischen Preis von einer Mark an die katholische Pfarrgemeinde St. Severinus.

Bis auf die erste Etage, deren Räume als Pfarrheim dienten, stand das Gebäude in den Folgejahren leer und wurde im März 2008 komplett geräumt. Das bis dato noch vorhandene Inventar der Klosterkapelle wurde im Anschluss an eine letzte Heilige Messe nach Kampala in Uganda ausgeflogen. Tabernakel, Altar und Stele werden dort seither in einer Kapelle für Ordensfrauen und die von ihnen betreuten Straßenkinder genutzt.

Die Ordensschwestern bezogen im Jahr 1982 ein zweistöckiges Gebäude, das direkt gegenüber dem Kloster neu errichtet und der Ordensgründerin Luise von Marillac gewidmet wurde. Unter der Leitung von Schwester Alfonsa Richartz haben sie dort bis Ende April 2011 ein Zentrum für Seminare, Tagungen, Kurse und Exerzitien betrieben.

Direkt hinter dem „Haus Luise von Marillac“ befindet sich der rund 15.000 Quadratmeter große Nutzgarten des Klosters. Seit Mitte 2015 entstehen in dem früheren Seminar- und Tagungshaus rund 20 Senioren-Appartements in Größen zwischen 38 und 65 Quadratmetern, die von der Mechernicher Unternehmensgruppe Sanden unter dem Slogan „Wohnen im Park“ angeboten werden und im Herbst 2016 bezugsfertig sein sollen.

Neues Leben in alten Gemäuern
Nachdem sich das Kreisdekanat Euskirchen zwei Jahre lang um einen Investor für das ehemalige Kloster bemüht hatte, erwarb ein Makler aus dem Kreis Euskirchen das denkmalgeschützte Gebäude im Jahr 2007 für eine irische Unternehmensgruppe. Den Verkaufspreis hat die Kommerner Pfarrgemeinde in den Bau eines neuen, kleineren Pfarrzentrums investiert. Es wurde von dem Euskirchener Architekten Bernhard Sauer entworfen und im Juni 2014 eingeweiht.

In der heutigen „Klostervilla“ sind im Jahr 2008 sechs hochwertige Eigentumswohnungen mit Wohnflächen zwischen 73 und 170 Quadratmetern entstanden. Während der grundlegenden Sanierung wurde das Haus teilentkernt, auf den neuesten energetischen und kommunikationstechnischen Standard gebracht sowie über das zentrale Treppenhaus mit einem Haupt- und Nebeneingang erschlossen. Nach Abschluss der umfangreichen Umbauarbeiten konnten im Jahr 2009 die ersten Wohnungen bezogen werden.

Mehrere ortsansässige Unternehmen nutzen die modernisierten Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters heute als Geschäftsräume:

RedOrange GmbH www.redorange.de

Eifelhaus Immobilien GbR www.eifel-haus-immobilien.de

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